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Brief einer Unbekannten 22

Ich klage Dich nicht an, mein Geliebter, nein, ich klage Dich nicht an.

Verzeih mirs, wenn mir manchmal ein Tropfen Bitternis in die Feder fließt, verzeih mirs - mein Kind, unser Kind liegt ja da tot unter den flackernden Kerzen;

ich habe zu Gott die Fäuste geballt und ihn Mörder genannt, meine Sinne sind trüb und verwirrt.

Verzeih mir die Klage, verzeihe sie mir!

Ich weiß ja, dass Du gut bist und hilfreich im tiefsten Herzen, Du hilfst jedem, hilfst auch dem Fremdesten, der Dich bittet.

Aber Deine Güte ist so sonderbar, sie ist eine, die offen liegt für jeden, dass er nehmen kann, soviel seine Hände fassen, sie ist groß, unendlich groß, Deine Güte, aber sie ist - verzeih mir - sie ist träge.

Sie will gemahnt, will genommen sein.

Du hilfst, wenn man Dich ruft, Dich bittet, hilfst aus Scham, aus Schwäche und nicht aus Freudigkeit.

Du hast - laß es Dir offen sagen - den Menschen in Notdurft und Qual nicht lieber als den Bruder im Glück.

Und Menschen, die so sind wie Du, selbst die Gütigsten unter ihnen, sie bittet man schwer.

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